25. April 2024

Zahlreiche Rechtsextremisten, die von Demos in Köln bekannt sind, bei Ausschreitungen vor Reichstag anwesend

Am vergangenen Samstag eskalierte eine Reichsbürgerkundgebung von Corona-LeugnerInnen vor dem Berliner Reichstag. 300-400 KundgebungsteilnehmerInnen stürmten die Treppe vorm Reichstag rauf und wurden von anfangs drei dort anwesenden Polizisten gestoppt.Unter den TeilnehmerInnen dieser Reichsbürgerkundgebung waren zahlreiche Rechtsextremisten, die in den letzten Monaten bei Nazi- und SchwurblerInnenversammlungen in Köln beteiligt waren.

Aufgerufen zum Sturm auf den Reichstag hatte die Reichsbürgerin Tamara Kirschbaum, die in Aachen bei zahlreichen Anti-Corona Demos auftrat und sich selbst als Heilpraktikerin bezeichnet. Mit der wirren Behauptung Trump sei in Berlin und man hätte jetzt gewonnen, rief sie zum Sturm auf den Reichstag auf.

Kurz vorher war sie auf der Bühne zusammen, mit dem von zahlreichen Schwurbler und Nazidemos bekannten Sascha Vossen aus dem Neusser Raum aufgetreten. Als Master Spitter trat dieser u.a. in Köln bei einer Kundgebung gegen den WDR Anfang dieses Jahres auf. Spitter einer der Organisatoren der „Corona Rebellen Düsseldorf“ versuchte danach bei weiteren Kundgebung(en) am WDR. von der rechtsextremen Gruppe „Widerstand steigt auf“ teilzunehmen, was ihm angesichts antifaschistischer Proteste allerdings nicht gelang.

Aus dem Umfeld der rechtsextremen Gruppe „Widerstand steigt auf“ (sozusagen die offizielle Senioren Abteilung der Identitären) waren auch einige andere AkteurInnen an diesem Wochenende in Berlin. So u.a. die regelmäßigen DemoteilnehmerInnen Heinz Magatsch (als „Schilder-Heinz“ bekannt), sowie die rechte Youtuberin Yennyfer Inden; beide aus Düren. Die Organisatorin von „Widerstand steigt auf“ Urike Haun war ebenfalls in Berlin und dort auch vor dem Reichstag.

Rechte Hooligans, Identitäre und Bekannte von den Schwurblerdemos in Köln

Bei der Reichsbürgerkundgebung mit späterem versuchten Sturm auf den Reichstag waren noch einige andere aus Köln bekannte Nazis dabei.So. u. a. der Anmelder der Kölner HOGESA-Demo Dominik Roeseler aus Mönchengladbach, der seit Jahren immer wieder auch zusammen mit dem Begleitschutz Köln Nazidemonstration in Köln und Mönchengladbach organisiert.

Auch der erst eine Woche vorher bei einer rechtsextremen Schwurblerdemo am Kölner Hauptbahnhof aufgetretene Reichsbürger Manfred H., war beim versuchten Sturm auf den Reichstag mittendrin.Manfred H. hatte vorher in Köln unter dem Protest von hunderten AntifaschistInnen als Redner der rechtsextremen Kundgebung „Sofortige Beendigung der Corona-Maßnahmen“ der Patriotic Opposition Europe (POE)“ den verstorbenen Bundeskanzler Helmut Kohl und Kanzlerin Angela Merkel als „khasarische Juden“ bezeichnete. Kohl habe in Wirklichkeit „Henoch Kohn“ geheißen. Er ergänzte: „Das sind die wahren Nazis!“. Bei seiner Rede wurde die Reichsflagge geschwenkt. Manfred H. war vorher schon bei einigen Demos der Corona Rebellen Düsseldorf aufgetreten. Die „Corona Rebellen Düsseldorf“ waren mit einigen AkteurInnen beim versuchten Sturm auf den Reichstag dabei. https://twitter.com/InfoportalDUS/status/1300128475781763074

Auf der Kundgebung der POE vorm Bahnhof war auch die bekannte Kölner Rechtsextremistin Cindy Kettelhut anwesend, deren Freund Kevin Strenzke (PEGIDA NRW) dort ebenfalls eine Rede gehalten hatte. Strenzke geriet unlängst unfreiwillig in die Schlagzeilen, als er bei einem Kooperationsgespräch für die Anmeldung einer rechten Demonstration in Dortmund von der Polizei festgenommen wurde, da er zu diesem Zeitpunkt 278 offene Verfahren anhängig hatte; unter anderem wegen Körperverletzung, Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.Cindy Kettelhut, die sonst meist zusammen mit Samy Musarie bei Nazidemos auftaucht, war am Samstag in Berlin bei einem Durchbruchsversuch durch Polizeiketten am Brandenburger Tor dabei.

Vorm Reichstag war auch ein Rechtsextremist aus dem Kölner Umland, der seit einiger Zeit bei kaum einer Nazidemo in Köln gefehlt hat, und meist mit einem T-Shirt der Identitären Bewegung oder Fuck Isis bzw. Fuck Antifa T-Shirt rumrennt. Der Rechtsextremist Sebastian Rudolph nahm an der Kundgebung gegen den WDR als auch einer rechten Hooligan Demo in Mönchengladbach zusammen mit Identitären aus Köln und Umgebung teil. Auch bei zahlreichen SchwurblerInnen Demos der letzten Monate, u.a. bei einer nicht angemeldeten Kundgebung am 01.Mai auf dem Kölner Heumarkt, oder bei folgenden Kundgebungen von Jay Berchem auf dem selben Platz, war er anwesend und ließ sich dort mit einem der Hauptredner, der als Supermann auftritt, fotografieren.

Auch beim Reichstag dabei ein bisher namentlich noch nicht bekannter Rechter, der auf fast allen SchwurblerInnen Demos in Köln aufläuft. Sei es bei der Reichsbürgerin Liesegang, oder bei Kundgebungen von Dea Heibel (die vor der russischen Botschaft demonstrierte) oder Jay Berchem. Sein Markenzeichen, Schild und Kappe mit großem NWO Aufdruck, Synonym für eine antisemitische Verschwörungstheorie, scheint dort großen Anklang zu finden.Aus dem Kreis der Kölner SchwurblerInnen waren noch viele andere in Berlin. Unter anderem auch der bei schon bei einigen dieser Demos als Moderator auftretende Kölner DJ und Moderator Nana Domena. Er wurde von der Polizei in Berlin von der Bühne weg festgenommen. Hier ein sehr beschönigender Artikel dazu aus dem Express. https://www.express.de/koeln/an-der-siegessaeule-koelner-moderator-auf-berliner-corona-demo-festgenommen-37267362

Auch Bianca Paffenholz, Anmelderin der regelmäßigen Kölner Samstagsdemos am Neumarkt, ist bereits seit Wochen in einer Telegramgruppe mit dem Namen „Sturm auf den Reichstag“ aktiv und war natürlich auch in Berlin.

Viele der hier beschriebenen Anwesenden bei den rechtsextremen Auseinandersetzungen werden wir wahrscheinlich auch in den nächsten Wochen und Monaten auf Nazidemos, oder Corona-LeugnerInnendemos in Köln wiedersehen. Ein Fazit aus Berlin bleibt, dass hier ReichsbürgerInnen und Rechtsextreme klar die Meinungs- und Aktionshoheit bei den Corona-SchwurblerInnen übernommen haben und jede/r der/die immer noch mit diesen Gruppen oder Personen demonstriert, weniger für Freiheit als vielmehr für Faschismus auf die Straße geht.

Fotos aus Berlin mit freundlicher Genehmigung von Recherchenetzwerk Berlin https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/