29. März 2024

Über 4000 Menschen demonstrieren in Köln gegen rechten Terror

Köln gegen Rechts hatte für Freitagabend zu einer Kundgebung auf dem Kölner Roncalliplatz aufgerufen, der sich viele Gruppen, Initiativen und Personen aus der Zivilgesellschaft angeschlossen hatten.

Bei der Kundgebung auf dem vollen Roncallipatz, vor etwa 4000 Menschen, wurden dann auch von zahlreichen antifaschistischen/antirassistischen Gruppen, migrantischen Verbänden und Personen aus der Kölner Zivilgesellschaft Reden gehalten.

Neben Köln gegen Rechts sprachen auf der Antifa AK und der Rote Aufbau. Menschen von DIDF und AGISRA und anderen migrantischen Initiativen hielten ebenfalls Reden. Aus der Zivilgesellschaft war die AG ARSCH HUH, Köln stellt sich quer, der Vorsitzende des Festkomitees des Kölner Karnevals Kuckelkorn, sowie die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf der Bühne.

Auf der anschließenden Demonstration zogen einige tausend Menschen hinter dem Transparent: „Gegen Naziterror und Rechtsruck“ vorbei an vielen applaudierenden KarnevalistInnen durch die Kölner Innenstadt.

Foto von mehreren tausend Menschen auf dem Roncalliplatz vor dem Kölner Dom
Köln, 21. Februar 2020: Tausende demonstrieren vor dem Kölner Dom gegen Naziterror und Rechtsruck anlässlich des terroristischen Anschlags in Hanau.

Rede einer Vertreterin von Köln gegen Rechts

Die Rechtsradikalen sind präsent und breiten sich rapide in der Gesellschaft aus. Sie bedienen sich der Freiheit alles tun zu können, was sie wollen. Ohne Konsequenzen, ohne hartes Durchgreifen. Sie bedienen sich einem nichtexistierenden Recht, Mitbürger*innen anzugreifen, denen Sie ihrem rassistischen Weltbild nach das Existenzrecht absprechen.

Was macht unsere Regierung dagegen?

Oberflächliches Kratzen an der Spitze des Eisberges. Kein Schutz, kein Hartes durchgreifen. Relativierungen. So wie vor fünf Monaten in Halle, als ein Rassist versuchte in die Synagoge einzudringen und vor Frust, weil sein Plan nicht funktionierte, willkürlich Jana L. auf der Straße und Kevin S. in einem Kebab Laden erschossen hat. Auch jetzt bei der Tat in Hanau, spricht man von einem „Einzeltäter“. Doch, verehrte Bundesregierung , wie viele „Einzeltäter“ braucht ihr noch, um zu begreifen, dass es hier nicht, um einen Einzelnen geht?!

Mir lief es gestern kalt über den Rücken, als ich gelesen habe, was in Hanau geschehen war. Hanau ist 25 km von Frankfurt entfernt. Es ist sehr nahe. Viele denken immer, es sei alles weit entfernt, „uns würde es nicht betreffen“. Doch horcht einmal in Euch hinein. Pittsburgh, Christchurch, Halle und jetzt Hanau. Alles ist derzeit im Wandel und der rechte Aufschwung ist realistischer und gefährlicher denn je.

Was in Hanau passiert ist, ist keine Tat des Einzelnen. Es ist eine Tat, die den gesellschaftlichen Umschwung wiederspiegelt. Eine Tat die einem Klima entspringt, in dem etablierte Parteien wie CDU und FDP mit der rechtspopulistischer AFD, kooperieren. In der die Werteunion fordert, dass der Verfassungsschutz Linke Strukturen und Antifaschist*innen beobachten soll und an die CDU/CSU appelliert, diese Strukturen zu verbieten. Es entspricht, dem wenn der Faschist Höcke in Dresden vom „Umsturz“ und „unmittelbarem Handeln“ redet.

Wir befinden uns in einer Zeit, wie vor fast 90 Jahren, in der Rassist*innen und Faschist*innen keine Angst mehr haben, ihren Radikalismus frei und offen auszuleben. Dieser wird durch die verschiedenen Medien und die Regierung relativiert. So wie der Täter in Hanau. Medial versucht man die Tat abzuschwächen in dem man ihn als „Geisteskrank“ darstellt. Natürlich ist davon auszugehen, dass der Täter Verschwörungstheoretiker war und Wahnvorstellungen hatte. Doch auch diese, sind geprägt durch den Zeitgeist unserer Gesellschaft, die fast kritiklos rechtspopulistische und neonazistische Propaganda Weltweit, toleriert.

Geistige Brandstifter entscheiden, wen geisteskranke Deutsche anzünden wollen“. Deshalb darf man den Täter in Hanau und seine Tat nicht darauf miniminieren. Der Täter in Hanau ging gezielt in Shisha Bars. Orte, die man in unserer Gesellschaft als „migrantisch“ bezeichnet. Er handelte für und im Namen einer rassistischen Ideologie, für Neonazis, für den parlamentarischen Arm des Rechtsterrorismus. Also auch der AFD. Dies alles verdeutlichte er in seinem sogenannten „Manifest“. Er hatte keine diagnostizierte Geisteserkrankung. Er war ein Verschwörungstheoretiker, ein Rassist und letztendlich ein Neonazi. Einer, dessen Beispiel andere folgen werden, denn die Tore sind geöffnet und es gibt gefühlt keine Hemmschwelle mehr. Christchurch, Pittsburgh, Halle, Hanau. Es sind keine gestörten Einzeltäter. Es ist unsere Realität und eine ernstzunehmende Gefahr.  

Wir müssen jetzt anfangen den aufgekommenen Sturm zu stoppen. Wir dürfen uns nicht von der Welle des Rechtsradikalismus umreißen lassen.

Horcht in Euch hinein! Egal ob es Euch oder jemand Anderen im Alltag wiederfährt, steht auf gegen jegliche religiöse oder sexuelle Diskriminierung und Rassismus. Denn nur, wenn wir in unserem Denken und Handeln in unserer Gesellschaft etwas verändern, schaffen wir gemeinsam den Rechtsruck und den Rechtsextremismus aufzuhalten!

Für eine solidarische, antirassistische Gesellschaft!