26. April 2024

Das Islambild der „Neuen“ Rechten

No Fame For The Old Game — Antifaschistische Veranstaltungsreihe im Sommersemester

Über das neurechte Unbehagen am Islam

Der Massenmord an Muslimen in Christchurch wirft erneut die Frage auf, welchen Stellenwert feindselige Einstellungen gegen Islam und Muslime in der Weltanschauung der Neuen Rechten spielen. Schließlich überschrieb der Terrorist seine Begründungsschrift mit der Parole vom „Großen Austausch“, die in Deutschland von der „Identitären Bewegung“ und angrenzenden neurechten Netzwerken propagiert wird. In dieser Strömung der extremen Rechten bestehen zum Islam scheinbar widersprüchliche Positionen. Zum einen verfolgt der „Ethnopluralismus“ das Ideal einer globalen Apartheid, die als Rechtfertigung für die gewaltsame Vertreibung von Muslimen dienen kann und dem Islam keinen Platz in Europa zubilligt. Zum anderen warnen einflussreiche neurechte Ideologen vor einer grundsätzlichen Ablehnung des Islams, der weithin als autoritäres Ordnungsmodell geschätzt wird. Muslime, die sich bewusst von „westlichen“ Lebensweisen abgrenzen, treffen häufig auf Anerkennung bei Neurechten. Dagegen erscheinen ihnen Muslime, die sich von der Religion lösen und dem Konsum frönen, als Produkte einer heillosen „liberalen“ Dekadenz, die Europa ins Verderben stürzt. Der Vortrag beschreibt die historischen und theoretischen Hintergründe dieser Vorstellungen und fragt danach, ob und inwiefern Begriffe wie Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus in der Lage sind, die Ambivalenzen des neurechten Islambilds zu erfassen.

Matheus Hagedorny studierte Philosophie, Neuere Geschichte sowie Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Bonn, war Dozent am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin und Scholar-in-Residence des Institute for the Study of Global Antisemitism and Policy (ISGAP) an der Universität Oxford. Für das Mideast Freedom Forum Berlin und das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus war er als Bildungsreferent tätig.

Montag, 29. April 2019 von 19-22 Uhr, TH Köln, Campus Südstadt, Ubierring 48