24. April 2024

Wie weiter mit Nokögida?

Wir, das antifaschistische Aktionsbündnis „Köln gegen Rechts“, blicken gemeinsam mit Euch auf ereignisreiche Wochen zurück. Gegründet hatte sich unser Bündnis aus antifaschistischen Initiativen und Einzelpersonen nach dem Schock des Hogesa-Aufmarsches im Oktober 2014. Unter dem Eindruck neuer rassistischer Mobilisierungen, wie der Pegida-Bewegung, war für uns von Anfang an klar, dass wir den Versuchen mit „Kögida“ einen lokalen Pegida-Ableger zu etablieren mit aller Entschlossenheit entgegentreten werden.

Nun einige Wochen später sind wir immer noch überwältigt von der unglaublichen Resonanz, die auch für die dritte Mobilisierung am kommenden Mittwoch anzuhalten scheint.

Was unter dem Namen „Pegida? Läuft nicht in Köln!“ als Protestaktion begann, ist dank Euch fast so etwas wie eine kleine Bewegung geworden. Dafür von unserer Seite erst mal ein riesiges „DANKESCHÖN“. Danke auch für die zahlreichen Mails und Nachrichten, die uns erreichten um uns Hilfe anzubieten oder nachzufragen wie man sich an der Organisation der Proteste beteiligen könnte.

Und nochmals Danke für das kritisch-solidarische Feedback, welches wir uns zu Herzen nehmen.

Die Proteste am letzten Mittwoch haben trotz der großen und und breiten Beteiligung auch einige Schwachstellen offenbart. So waren an manchen Stellen rund um die Absperrungen viel zu viele Gegendemonstrant*innen versammelt, während es anderswo viel zu wenige waren. Auch die Möglichkeit, innerhalb des Bahnhofs die An- und Abreise der Rassist*innen und Nazis von Kögida durch antifaschistischen Protest zu begleiten, wurde nicht ausreichend genutzt.

Damit die nächsten Aktionen besser laufen und wir auch für die kommenden rassistischen Mobilisierungen besser aufgestellt sind, sollten wir uns gemeinsam besser vorbereiten und vernetzen. Dazu möchten wir Euch folgende Ideen und Vorschläge unterbreiten.

Bildet Aktions- und Bezugsgruppen.
Alleine auf Demonstrationen und Blockaden zu gehen kann oft frustrierend sein, weil man alleine schnell das Gefühl hat, nicht viel bewirken zu können. Darum möchten wir Euch bitten, Aktions- und Bezugsgruppen zu bilden.

Das hat viele Vorteile:
Ihr könnt gemeinsam, und damit auch sicherer, zu Demos und Aktionen an- und abreisen. Ihr seid gemeinsam handlungsfähig (vorausgesetzt dass zumindest eine Person sich per Twitter über das Geschehen auf dem Laufenden hält). Ihr könnt Euch gemeinsam auf die Demonstrationen vorbereiten (Schilder, Transparente malen, kreative Aktionen vorbereiten etc.). Ihr habt die Möglichkeit, Euch auszutauschen und zu diskutieren. Um im Gewimmel nicht verloren zu gehen ist es sinnvoll, einen Rufnamen für eure Gruppe zu vereinbaren, um die Anderen wiederzufinden.

Erste Aktions- und Bezugsgruppen sind in den letzten Wochen bereits entstanden bzw. entstehen gerade. An der Uni gründet sich gerade eine Studi-Gruppe gegen Pegida, Kneipenprojekte organisieren gemeinsame Abfahrten zu den Demos, Willkommensinitiativen für Geflüchtete malen gemeinsam Transparente und nehmen zusammen an den Aktionen teil.

Wir begrüßen ausdrücklich diese Initiativen der Selbstorganisation und möchten Euch dazu ermuntern, es ebenso zu tun. Gründet Aktions- und Bezugsgruppen in euren Vierteln, Schulen, Stammkneipen, Freundeskreisen. Je mehr Menschen sich zusammenschließen, desto kreativer und erfolgreicher werden unsere Proteste sein. Wenn Ihr dabei Hilfe und Unterstützung braucht oder Fragen habt, lasst uns das wissen – wir werden versuchen, Euch unter die Arme zu greifen.

Wir werden zeitnah zu einem größeren Vernetzungstreffen einladen, um mehr Personen und Gruppen in die Vorbereitung einzubinden.

Konzept für den 21.01.2015

Für den Fall, dass Kögida am Mittwoch die von ihnen angekündigte Route laufen will, wollen wir folgende Vorschläge unterbreiten, um unsere Proteste effektiver zu gestalten. Es gibt es auch diesmal wieder eine angemeldete Kundgebung an der Ecke Trankgasse/Kreuzblume.

Protest im Bahnhof:

Wir wollen diesmal aber vor allem die An- und Abreise der Nazis und Rassist*innen stärker mit antifaschistischen Protesten begleiten und stören, als es bei den letzten beiden Kögida-Veranstaltungen der Fall war. Gerade weil die Polizei es sowohl in Deutz, als auch am letzten Mittwoch zuließ, dass Nazis teilweise vermummt durch den Bahnhof zogen, rassistische Parolen riefen, Menschen bedrohten und angriffen, sollten wir diesmal dort mehr Präsenz zeigen. Das ist schon deshalb wichtig, um uns mittels Masse gegen mögliche Übergriffe besser zu schützen.

Also kommt ab 17:30 Uhr in den Hauptbahnhof!
Natürlich ist es Euch selbst überlassen, ob Ihr diese Protestform wählt oder lieber direkt zu der angemeldeten Kundgebung bzw. an die Absperrgitter rund um die Nazi-Route geht um dort zu protestieren.

Protest rund um die Kögida- Route:

Falls unser Protest im Bahnhof nicht erfolgreich ist und die Nazis ihre Demonstration durchführen, wollen wir überall entlang der Demonstrationsroute durch lautstarken und kreativen Protest hör- und spürbar sein.

Dazu geben wir folgende Empfehlungen zur Aufteilung:

Alle Menschen aus dem Kölner Nord-Westen (Stadtteile Ehrenfeld, Bickendorf, Nippes, Niehl, Chorweiler etc. ) sammeln sich im Norden der angekündigten Kögida-Route.

Alle Menschen aus dem Kölner Südwesten (Zollstock, Sülz, Lindenthal, Südstadt, Rodenkirchen ) sammeln sich im Süden der angekündigten Route.

Alle Menschen aus dem Rechtsrheinischen möchten wir bitten, sich je nach Lage dort an den Absperrungen zu versammeln, wo nicht genügend Menschen sind, bzw. den Empfehlungen über Twitter zu folgen.

Inhaltlicher Schwerpunkt:

Nachdem letzten Mittwoch nur noch etwas über 100 Nazis und Rassist*innen an der Kögida-Demo teilgenommen haben, stellen sich Viele die Frage, ob dieser äußerst überschaubare Haufen den Aufwand der Gegenmobilisierung überhaupt lohnt. Wir sagen „Ja!“, denn nicht nur das Beispiel Dresden (bis 2011 größte, jährlich stattfindende Nazidemo in Europa) hat gezeigt, dass Nazis und Rassist*innen dort am meisten Zulauf erhalten, wo ihnen kein Widerstand entgegengesetzt wird.

Daher gilt für uns: Wo immer Nazis und Rassist*innen die Straße für sich beanspruchen, werden wir ihnen entschlossen entgegentreten und versuchen ihre Hetzpropaganda zu unterbinden.

Inhaltlich geht es bei den Nokögida-Protesten schon längst um viel mehr als um den Widerstand gegen 120 Nazis. Es geht darum, gegen den immer mehr um sich greifenden Rassismus Stellung zu beziehen – egal, ob er sich unter dem Deckmäntelchen der Islamkritik versteckt oder in der Hetze gegen Geflüchtete. Daher wollen wir Euch vorschlagen, unsere Prosteste am kommenden Mittwoch unter das Motto „Rassismus tötet“ zu stellen. Das Motto soll auch an die Morde und Anschläge des Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) erinnern. Denn in dieser Woche jährt sich nicht nur zum 14. Mal der NSU-Anschlag in der Kölner Probsteigasse, sondern beginnt auch die Vernehmung der Betroffenen des Anschlages in der Keupstrasse, in München .

Außerdem möchten wir auf die unsäglichen Geschehnisse im Zusammenhang mit dem Mord an dem Geflüchteten Khaled Bahray in Dresden aufmerksam machen. Auch wenn nicht feststeht, ob Khaled ein Opfer rassistischer Gewalt wurde, zeigt die skandalöse Ermittlungsarbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft, wie wenig sich seit der Selbstenttarnung des NSU geändert hat, was den Aufklärungswillen bei möglichen rassistischen Gewalttaten angeht.

Wir würden uns freuen, wenn Ihr uns dabei helft, dass das Motto „Rassismus Tötet!“ auf Transparenten/Schildern, Sprechchören usw. sichtbar wird.

 

Zusammengefasst:

  • Bildet Aktions- und Bezugsgruppen, verabredet gemeinsame An- und Abreisen!
  • Informiert Euch über Twitter!
  • Zeigt antifaschistische Präsenz im Bahnhof!
  • Verteilt Euch entlang der Demonstrationsstrecke- seid laut und kreativ!